Who’s in Town? Shulamit Bruckstein & Verena Gerlach
Wie baut man ein Haus aus Buchstaben?
Artist Talk/ Performance-Vortrag von Shulamit Bruckstein (Berlin) & Verena Gerlach (Berlin) in der Veranstaltungsreihe „Who’s in Town“ von Salt Beyoğlu
Shulamit Bruckstein baut seit Jahren an einem imaginären Haus für künstlerische Forschung und diasporische Denkformen. In ihren Büchern, Ausstellungen, Atlanten der Poesie und Gesprächen entwickelt sie mit befreundeten Künstlerinnen und Gelehrten unter dem Namen taswir projects eine epistemische Architektur, die mit Methoden der Verschiebung, Verdichtung, Zersplitterung und des Nachdenkens über die Wiederkehr des Verdrängten eine Umordnung der Dinge bewirkt und im Kontext der zeitgenössischen Künste sichtbar macht. 2014 veröffentlicht sie das Buch House of Taswir, gestaltet von der Berliner Designerin Verena Gerlach. In diesem geht sie Freud und Warburg nach, aber auch Walid Raad, Hélène Cixous, Ibn Arabi, den Meistern der Kabbala und des Talmud. Verena Gerlach gelingt es, das Medium des Buches in eine eigenständige Ausstellungsform zu transformieren, die den performativen Gesten des House of Taswir folgt. House of Taswir kultiviert Methoden des Zitierens, Verschiebens, Verschleierns, Zerlegens, und Wiederholens und untersucht Methoden und Strategien, wie man ein nomadisches, aber beständiges imaginäres Haus für Künstler baut, die in ihren Arbeiten dem Verschwinden des Denkens ins Offene widerstehen.
Shulamit Bruckstein ist Autorin, Kuratorin, Theoretikerin und Kunstkritikerin. Sie ist die Autorin von House of Taswir. Doing and Un-doing Things – Notizen zur epistemischen Architektur (2014) und Gründerin von Taswir projects, internationale Plattform für künstlerische Forschung und diasporische Denkformen (Berlin). Sie hatte verschiedene Professuren für Philosophie und Kulturtheorie in u. a. Berlin, Jerusalem, Frankfurt a.M., Basel inne. Mehr als 70 Publikationen in den Bereichen Philosophie, Bildtheorie, jüdische Literatur, und auf dem Gebiet der zeitgenössischen Kunst. 2010 kuratierte sie die Taswir-Ausstellung im Martin-Gropius Bau in Berlin. Derzeit ist Shulamit Bruckstein Stipendiatin der Kulturakademie Tarabya in Istanbul.
Verena Gerlach ist Grafikdesignerin und Typografin. Sie und lebt und arbeitet in Berlin. Seit 2006 arbeitet sie als freiberufliche Buchgestalterin für Kunstbuchverlage wie u. a. Hatje Cantz und Kerber Verlag. Verena Gerlach hält weltweit Vorträge und Workshops zu Schriftdesign, Typografie und Tapisserie. Verena Gerlach entwirft nicht nur Corporate Fonts für globale Unternehmen, sondern arbeitet auch mit zahlreichen internationalen zeitgenössischen Künstler/-innen und Architekt/-innen an der typografischen Produktion ihrer Kunstbücher. Im Jahr 2013 veröffentlichte Gerlach ihr Buch Karbid – Vom Schriftzug zum Schriftdesign. 2014 nahm sie an einem Künstler- und Residenzprogramm des Goethe-Institut Bangalore zum Thema „Beschriftung und Textilindustrie in Indien“ teil, aus dem das Stickprojekt in Zusammenarbeit mit einer Gruppe unterprivilegierter junger Frauen aus der Stadt Ramanagaram entstand.