Die neuen Stipendiat:innen für den Jahrgang 2023/24 stehen fest!

Pressemitteilung vom 22.05.2023

Aus rund 290 Bewerbungen hat eine unabhängige Jury 17 Künstler:innen unterschiedlicher Disziplinen für den Jahrgang 2023/24 ausgewählt. Darunter sind auch wieder drei Künstler:innen-Tandems im Rahmen der türkisch-deutschen Koproduktionsstipendien, einem Kooperationsprojekt mit der Allianz Foundation. Die neuen Stipendiat:innen ziehen ab dem 1. Oktober 2023 für viermonatige Aufenthalte in die Künstler:innen-Residenz am Bosporus. Zu den ausgewählten Künstler:innen gehören u. a. Idil Baydar, Ingo Arend, Sandra Hetzl, Ahmet Öğüt, Ebow, Cem Kaya und das Künstler:innen-Tandem Ulya Soley & Yelta Köm.

Jury und Beirat
Für den Aufenthalt 2023/2024 wurden die neuen Stipendiat:innen von einer unabhängigen fünfköpfigen Jury ausgewählt. Zu den Mitgliedern der aktuellen Jury zählen der Islamwissenschaftler und Journalist Rainer Hermann (Vorsitz), der Vorstand der Allianz Foundation Esra Küçük (stellvertretende Vorsitzende), der Direktor des Museum Ludwig in Köln Yilmaz Dziewior, die Filmemacherin und Tarabya-Alumna Ayşe Polat sowie die Komponistin, Musikerin und Tarabya-Alumna Cymin Samawatie.

Die Jury wurde vom Beirat der Kulturakademie berufen. Dem Beirat gehören Vertreter:innen des Bundestags, der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, des Auswärtigen Amts und des Goethe-Instituts an. Der Akademiebeirat berät auch über die konzeptionellen Leitlinien für die Kulturakademie.

Zuvor haben 19 unabhängige Fachberater:innen aus Deutschland und der Türkei nach einem Punkteverfahren ihre Bewertungen abgegeben. Ihre nicht bindenden Rankings lagen der Jury bei der Auswahlsitzung zu Grunde. Die Fachberater:innen für 2023/24 waren: Stéphane Bauer (Kunstraum Kreuzberg), Misal Adnan Yıldız (Staatliche Kunsthalle Baden Baden), Beral Madra (Kuratorin), Jan Rohlf (CTM Festival), Ulrich Habersetzer (Bayrischer Rundfunk), Florian Höllerer (Literarisches Colloquium Berlin), Bettina Fischer (Literaturhaus Köln), Stawrula Panagiotaki (Schauspiel Köln), Franziska Werner (Sophiensäle), Malve Lippmann (bi-bak Sinema Transtopia), Maike Mia Höhne (Kurzfilm Festival Hamburg), Gülin Üstün (IKSV – Meeting on the bridges), Banu Karaca (Kulturwissenschaftlerin), Tanıl Bora (Autor, Journalist), Selen Ansen (Kuratorin, ARTER), Ulrich Mertin (Musiker, Hezarfen Ensemble), Serhan Bali (Andante), Leman Yılmaz (DasDas Tiyatrosu) und Gülhan Kadım (Kumbaracı50).

Zu den in diesem Jahr ausgewählten Stipendiat:innen gehören:

1. Oktober 2023 bis 31. Januar 2024
Amen Feizabadi
Cem Kaya
Ahmet Öğüt
Hakan Silahsızoğlu & Muckemacher (Verena Roth & Florian Erlbeck)
Peter Steckroth (Duo Jochen Schmith)

1. Februar 2024 bis 31. Mai 2024
Bettina Allamoda
Ingo Arend
Ebow (Ebru Düzgün)
Andreas Fanizadeh
Tomer Gardi
Ulya Soley & Yelta Köm

1. Juni 2024 bis 30. September 2024
Idil Baydar
Itamar Gov
Sandra Hetzl
Tümay Kılınçel
Biene Pilavci
Hande Sever & Philipp Farra

Kurzbiografien der Stipendiat:innen 2023/2024

Bettina Allamoda, deutsch-amerikanische Künstlerin, lebt seit 1982 in Berlin. Allamoda beschränkt sich nicht nur auf die eigene künstlerische Produktion, sondern agiert auch als Kuratorin, Autorin oder Herausgeberin. Ausgangspunkte ihrer vielschichtigen Arbeiten bilden die Analyse und Freilegung verborgener Politiken der Sichtbarkeit, die in die Oberflächen populärer kultureller Phänomene wie Mode, Kunst und Architektur eingeschrieben sind. Ihre Arbeiten wurden international in zahlreichen Ausstellungen, in Galerien, Projekträumen, Kunstvereinen/Kunsträumen und Museen gezeigt. 2017/18 erhielt sie den Rome Preis der Deutschen Akademie Villa Massimo Rom.

Ingo Arend ist Politikwissenschaftler und Historiker. Seit 1992 arbeitet Arend als Kulturjournalist und Essayist für Bildende Kunst, Literatur und Kulturpolitik u. a. zuerst als Redakteur bei der Wochenzeitung der Freitag, später auch als Ressortleiter Kultur und Chefredakteur der Wochenzeitung. Seit 2010 ist er wieder als freiberuflicher Kritiker in Berlin tätig, unterbrochen durch zwei Jahre als Kulturredakteur der taz und ein Jahr beim Deutschlandfunk Kultur. Seine Schwerpunkte in der journalistischen Arbeit sind die globale Kunst, das Verhältnis von Kunst und Politik, Kunst und Geschichte sowie Kunst und Kultur der Türkei. 2011 initiierte er das türkisch-deutsche Literaturfestival dildile an der Berliner Volksbühne, Seit 2014 ist er im Präsidium der neuen Gesellschaft für bildende Kunst (nGbK) in Berlin. Dort initiierte er, zusammen mit dem Berliner Kultursenat, ein Austauschstipendium, bei dem zwei Mal im Jahr türkische Künstler*innen für ein halbes Jahr in Berlin wohnen und arbeiten können.

Idil Baydar ist eine multidimensionale und preisgekrönte Künstlerin, die mit sozial- und gesellschaftskritischer Kunst intersektional-antirassistische Diskurse anstößt und mit Jugendeinrichtungen, Universitäten, Theatern, Medien, Autor*innen, Museen und anderen Institutionen arbeitet. Im Dezember 2011 veröffentlichte Idil Baydar auf YouTube ihre ersten Videos im Genre Sozialkritik mit Hilfe ihrer Kunstfiguren Jilet Ayse und Gerda Grischke. Nachdem sie die Millionenklickgrenze durchbrochen hatte, entwickelte sie 2014 ihr erstes abendfüllendes Comedy-Programm. Seitdem tritt sie in verschiedensten Kabarett- und Comedy-Sendungen im Fernsehen auf und spielt in ihrer Rolle als Jilet Ayse in diversen Internetformaten. Seit 2021 ist Idil Baydar Beiratsmitglied von „Kein Schlussstrich!“, einem bundesweiten Theaterprojekt zum NSU-Komplex. Letzte Produktion war Ghettolektuell. Idil Baydar lebt in Berlin.

Ebow erlangte erstmals Aufmerksamkeit durch Guerilla-Auftritte im Münchner Bahnhofsviertel. Durch ein selbstproduziertes, halbstündiges Mixtape-Video wurde der Sender Puls auf sie aufmerksam und lud sie ein als Kandidatin zum Format „Startrampe“. Daraufhin folgte ihr erster Plattenvertrag mit Disko B, wo ihr erstes, selbstbetiteltes Album erschien. Mittlerweile hat Ebow vier Alben herausgebracht, die Gesellschaftskritik, Queerness und Feminismus vereinen. Ihr letztes Album Canê erschien auf ihrem eigens gegründeten Musiklabel Alvozay. Unter diesem Label veranstaltete sie 2020 mit Musicboard Berlin ihr erstes Musikfestival und drehte im gleichen Jahr gemeinsam mit Arte die Dokumentation Safer Spaces in der Clubkultur. Außerdem managet sie gemeinsam mit ihrer Labelkollegin Tmnit Ghide neue Künstlerinnen mit dem Fokus auf BIPoC. Ebow ist Teil des musikalischen Kollektivs Gaddafi Gals, mit denen sie zusammen 2022 ihr zweites Studioalbum veröffentlichte.

Andreas Fanizadeh, geb. 1963 in St.Johann/Pg. (Österreich) leitet das Kulturressort der taz in Berlin. Zuvor Auslandsredakteur von „Die Wochenzeitung“ in Zürich und Lektor des ID Verlags (Edition ID-Archiv) in Berlin. Mitherausgeber der Zeitschrift „Die Beute“. Zusammenarbeit mit Schorsch Kamerun und Stefanie Carp an der Volksbühne Berlin und dem Schauspielhaus Zürich. Studierte Germanistik und Politikwissenschaft in Frankfurt am Main.

Amen Feizabadi ist Komponist, Regisseur, Filmemacher, Produzent. Er studierte zunächst Laborwissenschaften an der Beheshti Medical University und anschließend klassische Musik an der Universität der Künste in Teheran. 2009 kam er nach Deutschland und studierte integrative Komposition bei Dietrich Hahne (Komposition & Visualisierung) und Günter Steinke (Instrumentalkomposition) an der Folkwang Universität der Künste in Essen. Sein Masterstudium (Musiktheater – Komposition & Visualisierung) absolvierte er an der gleichen Hochschule. Amen Feizabadi hat in den letzten Jahren mehrere Preise und Stipendien erhalten, zuletzt das Stipendium des Deutschen Musikrats 2022. Mit seinen Werken war er international vertreten, u.a. beim Festival VOICING RESISTANCE am Maxim Gorki Theater in Berlin, Fellow Travelers in New York und beim Festival Now! in der Philharmonie Essen. Seine Stücke werden von verschiedenen Ensembles und Orchestern wie dem Sonar Quartett, LUX:NM Ensemble, United Ensemble Berlin, Ensemble Adapter, Ensemble Musikfabrik, Ensemble CRUSH und Neophon Ensemble gespielt und aufgeführt. Amen Feizabadi lebt und arbeitet in Berlin.

Tomer Gardi studierte Literatur und Erziehungswissenschaft in Jerusalem, Berlin und Beer Sheva. 2011 wurde sein literarischer Essay Stein, Papier veröffentlicht (dt. 2013). 2016 erschien sein Debütroman Broken German bei Droschl. Einen Auszug daraus hat er bei den 40. Tagen der deutschsprachigen Literatur in Klagenfurt gelesen. Das Hörspiel zu Broken German (SWR-Produktion, Regie: Noam Brusilovsky) erhielt 2017 den Deutschen Hörspielpreis der ARD. Die Feuerbringer – Eine Schlager-Operetta (Koproduktion des WDR und BR, Regie: Susanne Krings) wurde von der Jury der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste zum Hörspiel des Monats Februar 2018 gewählt. 2019 erhielt Tomer Gardi mit seinem zweiten Roman Sonst kriegen Sie Ihr Geld zurück das Alfred-Döblin-Stipendium. Für seinen Roman Eine runde Sache erhielt er 2020 ein Werkstipendium des Deutschen Literaturfonds und 2021 ein Arbeitsstipendium des Berliner Senats für Literatur in nichtdeutscher Sprache. Mit seinem Roman Eine runde Sache hat Tomer Gardi den Preis der Leipziger Buchmesse 2022 gewonnen. Er lebt in Berlin.

Itamar Gov ist ein interdisziplinärer Künstler, dessen Praxis aus skulpturalen und räumlichen Installationen sowie grafischen und Videoarbeiten besteht. Seine Projekte befassen sich mit den komplexen Beziehungen zwischen Geschichte, Ideologie und Ästhetik und erforschen verschiedene Formen des persönlichen, kollektiven und institutionellen Gedächtnisses. Der Ausgangspunkt von Govs Arbeiten ist eine forschende Skepsis gegenüber kulturellen Traditionen, Konventionen und Gesten, die als selbstverständlich gelten. Seine Arbeiten basieren auf fortlaufender Forschung und drehen sich um die Schnittstelle von Kunst und Politik, wobei sie die starke Spannung zwischen Bekanntem und Vermeintlichem hervorheben und jede Annahme klarer Grenzen zwischen Fakten und Unwahrheiten, Realität und Vorstellung infrage stellen. Ohne ein vollständiges und vollständiges Bild zu liefern, lädt er die Betrachter*innen ein, sich mit den Elementen der Werke auseinanderzusetzen und Teil eines neugierigen Prozesses zu werden. Itamar Gov war u. a. Mitglied der Kurator*innen-Teams der documenta 14 (Kassel und Athen), des Hauses der Kulturen der Welt (Berlin) und der Fondazione Adolfo Pini (Mailand) und erhielt Residenzstipendien an der Cité Internationale des Arts (Paris) und den Nordic Artists’ Centre (Dale).

Sandra Hetzl studierte Visual Culture Studies an der UdK Berlin. Sie lebte mehrere Jahre in Neapel, Damaskus, Beirut und Rabat, heute in Berlin, wo sie aus dem Arabischen übersetzt, schreibt, forscht und Literaturveranstaltungen kuratiert. Im Oktober 2022 erschien im transcript-verlag die von ihr herausgegebene Anthologie In der Zukunft schwelgen mit literarischen Essays aus Nahost und Nordafrika, zum Großteil in ihrer Übersetzung, und der Gedichtband Gedichte aus Guantanamo in ihrer Übersetzung (gemeinsam mit Kerstin Wilsch, Hg. Sebastian Köthe, Matthes & Seitz Berlin, 2022.) Hetzl hat Erzähl- und Lyrikbände und Sachbücher u. a. von Rasha Abbas, Kadhem Khanjar, Aref Hamza und Raif Badawi aus dem Arabischen übersetzt, sowie über 25 Theaterstücke. 2017 erschien bei S. Fischer Und die Vögel werden singen, die Autobiografie des Musikers Aeham Ahmad, an der sie gemeinsam mit Ariel Hauptmeier mitgewirkt hat. Sandra Hetzl leitet Übersetzungswerkstätten, ist Mitglied bei PEN Berlin und wurde u. a. 2022 mit einem Gottsched-Stipendium des Deutschen Ü̈bersetzerfonds ausgezeichnet. Sie ist Gründerin des Agenturkollektivs teneleven.org für zeitgenössische arabische Literatur, sowie des Literaturfestivals Downtown Spandau Medina, das sie auch kuratiert.

Cem Kaya ist ein deutsch-türkischer Filmemacher. Er studierte Kommunikationsdesign an der Merz Akademie in Stuttgart und an der University of Portsmouth. Während eines fünfjährigen Aufenthaltes in Istanbul realisierte er seine ersten zwei Dokumentarfilme Arabesk – Vom Gossensound zum Massenpop (Arte, 2010) und Remake, Remix, Rip-Off (ZDF, Das kleine Fernsehspiel, 2014). Arabesk behandelt die Musikkultur der Binnenmigration in der Türkei, die Anfänge der Arabesk-Musik sowie die sozio-ökonomischen Hintergründe ihrer Entstehung und Wandlung. Remake, Remix, Rip-Off feierte 2014 beim Locarno Film Festival Premiere und wurde zu zahlreichen internationalen Festivals eingeladen. 2022 veröffentlichte Cem Kaya seinen neuesten Dokumentarfilm Aşk, Mark ve Ölüm (Liebe, D-Mark und Tod) über die Musikszene der türkeistämmigen Migrant*innen in Deutschland. Nach seiner Weltpremiere bei den 72. Berliner Filmfestspielen gewann der Film den Berlinale Panorama Publikumspreis und später neben vielen anderen den Dokumentarfilmpreis des Goethe-Instituts beim DOK.fest München und den FIPRESCI Award bei Documentarist Istanbul. 2017 übernahm Cem Kaya gemeinsam mit anderen die Kameraarbeit an dem Investigativfilm 77sqm_9:26min der Londoner Gruppe Forensic Architecture über die Rekonstruktion des NSU-Mordes an Halit Yozgat. Der Film feierte auf der documenta 14 Premiere.

Tümay Kılınçel ist Künstlerin mit dem Schwerpunkt Bewegung & Körper. In ihren Arbeiten befasst sie sich mit Machtverhältnissen und Empowerment-Strategien. Zu ihren Projekten zählen: Fachtag zu Tanz und Rassismus: The Other Body (Schillertheater Berlin, 2020); Dansöz (Koproduktion mit HAU, FFT, Mousonturm, Treibstoff Basel; 2019), und Flausen Residenz (Theater im Ballsaal Bonn, 2018); ihre neue Produktion Melodarama Suit Her – A Revenge Evening (HAU, 2024) ist in Planung. Stipendien hatte sie bei: CAA – Nachwuchsförderung zeitgenössischer Tanz / Choreografie (2021/22), Tanzpraxis (2020/21), Guest Fellowship Pact Zollverein (2020), danceWEB (2011), Residenzen bei: Take Care & Heart (2023), Flausen-Ballsaal Bonn zu Bauchtanz (2018), HAU-Houseclub zu Identitäten (2017). Mit ihrer Arbeit war Tümay Kılınçel auf internationalen Festivals vertreten: Tanzplattform Deutschland Berlin (2022) & München (2020), Tanzplattform Rhein/Main (2019 und 2022), Favoriten Dortmund (2016-20), Festival de la Cité (2015), ZÜRICH TANZT (2015).

Ahmet Öğüt ist soziokultureller Initiator, Künstler und Dozent. Seine Arbeiten wurden international in Museen wie dem MoCA Skopje – Museum für zeitgenössische Kunst, dem Kunstverein Dresden und der Kunsthal Charlottenborg gezeigt. Er hat an zahlreichen Gruppenausstellungen teilgenommen, zuletzt an der 17. Istanbul Biennale (2022); an FRONT International – Cleveland Triennial für zeitgenössische Kunst (2022); an der Triennale der Asia Society: We Do Not Dream Alone (2021); In the Presence of Absence, Stedelijk Museum Amsterdam (2020); bei Eine Million Rosen für Angela Davis, Kunsthalle im Lipsiusbau, Dresden (2020); sowie bei Zeit für Empörung! Kunstpalast, Düsseldorf (2020). Ahmet Öğüt war Gastprofessor, Mentor, Tutor, Berater und Forschungslehrer an mehreren Schulen, u. a. Institut für Kunst im Kontext an der Universität der Künste Berlin, Jan van Eyck Academie, Maastricht und Sandberg-Institut Amsterdam. Öğüt wurde ausgezeichnet mit dem Visible Award für die Silent University (2013), dem De Volkskrant Beeldende Kunst Prijs (2011) und dem Kunstpreis Europas Zukunft, Museum für zeitgenössische Kunst (GfZK) Leipzig (2010). Er lebt in Berlin.

Biene Pilavci schloss vor ihrer Filmlaufbahn zwei Ausbildungen ab und gründete während eines einjährigen Spanienaufenthalts das sozial-kulturelle Zentrum ESCANDA in Asturien mit, bevor sie 2005 ein Studium für fiktionale Regie an der Deutschen Film- und Fernsehakademie Berlin (DFFB) aufnahm. Im Rahmen des Studiums entstanden mehrere Kurzfilme, darunter auch der mit dem Prädikat „Besonders wertvoll“ ausgezeichnete Film Riss mit Klass Heufer-Umlauf und Aylin Tezel. 2012 schloss Biene Pilavci ihr Studium mit Alleine tanzen ab, einem Dokumentarfilm über die Kraft der Familie. Vor dem Hintergrund der Gezi-Park-Proteste im Juni 2013/16 drehte sie in Co-Regie Chronik einer Revolte – ein Jahr Istanbul, ihre zweite programmfüllende Regiearbeit über die Sehnsucht nach Demokratie. Dieser Film wurde auf arte und ZDF – das Kleine Fernsehspiel mehrfach ausgestrahlt. Von 2017 bis 2020 nahm sich Pilavci Elternzeit und konzipierte in dieser Zeit den Stoff um die Serie Macht der Lakaien. Das Thema entwickelte sie als Kinofilm (Lale sucht) und als Dokumentarfilm (Nackt) weiter. Im Fokus stehen stets Machtverhältnisse zwischen Mann und Frau. 2021 rief Biene Pilavci mit anderen das Berlinale Forum Zusatzprogramm „Fiktionsbescheinigung“ ins Leben. Sie ist Mitbegründerin des Filmnetzwerks Neue deutsche Filmemacher*innen und der filmpolitischen Initiative Nichtmeintatort.

Peter Steckroth (Duo Jochen Schmith)
Jochen Schmith ist ein Künstlerkollektiv, gegründet im Jahr 2000, bestehend aus Carola Wagenplast und Peter Steckroth (bis 2015 mit Peter Hoppe). Jochen Schmith lebt und arbeitet in Hamburg. Neben diversen internationalen Gruppen- und Einzelausstellungen in Langenhagen, Braunschweig, Hong Kong, Brüssel, London, Oslo, Hamburg, München, Berlin und Fellbach hatten die Künster*innen Gastprofessuren an der Hochschule für bildende Künste in Hamburg und an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig inne. Jochen Schmith wurde mit dem Edwin-Scharff-Preis (2020), dem Lichtwark Förderpreis (2017) und dem Hector-Förderpreis der Kunsthalle Mannheim (2012) ausgezeichnet. Des Weiteren erhielt das Kollektiv Arbeitsstipendien am WIELS in Brüssel (2011) und in der Villa Concordia in Bamberg (2014 bis 2015).

Koproduktionsstipendien 2023/24

Hande Sever & Philipp Farra

Hande Sever ist eine Künstlerin und Theoretikerin, die an den Schnittstelle von Postkolonialismus, Architektur und neuen Technologien arbeitet. Ihre Texte wurden unter anderem im Getty Research Journal, im Art Institute Review, in den Stedelijk Studies, im Journal of Arts & Communities und im X-TRA Contemporary Art Quarterly veröffentlicht. Als Künstlerin greift ihre Arbeit oft die Verfolgungsgeschichte ihrer Familie auf, um unterschiedliche Fragestellungen zu Materialität und Erinnerung zu untersuchen. Hande Severs Werke wurden bei Hauser & Wirth, Somerset; MAK Museum, Wien; CICA Museum, Seoul; Museum für zeitgenössische Kunst ,Chicago; LUFT, New York, und BOX Gallery Los Angeles, gezeigt. Ihren MFA in Kunst und Technologie erhielt sie vom California Institute of the Arts (CalArts) und ihren Doppel-BA in Bildender Kunst und Informatik von der Emory University. Ihre Arbeiten wurden mit Stipendien der Rijksakademie Pressing Matter Artist-in-Residence, der Russell Foundation, des California Arts Council, der Getty Foundation und der Henry Luce Foundation unterstützt.

Philipp Farra, bildender Künstler, befasst sich in seiner Arbeit mit narrativen Strukturen und Fragen der Repräsentation durch und mit Hilfe von marxistischen Theorien im Kunstfeld. Seine Ausbildung umfasst u. a.: 2020–22 Postgraduiertenprogramm an der Akademie der bildenden Künste, Leipzig; 2019–20 Whitney Museum of American Art, Independent Study Program (Studio), New York; 2017–19 MFA California Institute of the Arts, Valencia, Kalifornien; 2016–17 Bühnenbild, Akademie der bildenden Künste, Wien; 2014–15 Workmaster Program (fine Art), HEAD Genf (Haut Ecole d’Art et Design). Zu seinen Stipendien zählen: 2020–22 Graduiertenstipendium des Freistaates Sachsen; 2019-20 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung des Freistaates Sachsen; 2018 Quadrille Ball Scholarship, Germanistische Gesellschaft New York; 2017–19 Lillian Disney Scholarship, California Institute of the Arts, Valencia, USA; sowie 2017–19 Fulbright Scholarship (CalArts).

Ulya Soley & Yelta Köm

Ulya Soley arbeitet im Pera Museum, Istanbul, als Kuratorin und Herausgeberin von Publikationen. Sie absolvierte ihren MA in Kultur, Kritik und Kuration am Central Saint Martins und ihren BA in Kunstgeschichte und Psychologie an der McGill University. Zu ihren jüngsten kuratorischen Projekten zählen A Question of Taste im Pera Museum, Hosting Bodies im Sanatorium und Wie sollen wir uns für diesen Anlass kleiden? im 601 Artspace, New York. Ihre Texte erschienen in Publikationen wie Art Agenda, Manifold, Callingmag, Argonotlar, The Believer Logger, Art unlimited, K24 und Borderless. In ihren jüngsten Projekten interessiert sie sich hauptsächlich für die Erforschung der Cyberkultur durch einen queerfeministischen Fokus. Mithilfe spekulativen Denkens als Methodik erforscht sie Möglichkeiten, eine horizontale Beziehung zur Natur gegen die kulturelle Dominanz von Patriarchat und Kapitalismus aufzubauen.

Yelta Köm ist ein Künstler, der architektonische, künstlerische und räumliche Praktiken zusammenbringt, um soziale und politische Themen zu diskutieren. Seine Arbeit wird hauptsächlich von der Wahrnehmung der Umwelt, dem Bild der Stadt, neoliberalen Transformationen, der Spannung zwischen Natur und Technologie sowie kollektiven Bewegungen beeinflusst. Köms Methodik und Medien verdeutlichen die Vielfalt jedes Projekts, die Zusammenarbeit mit anderen ist daher ein wesentlicher Aspekt. Landformen, Technologie, kritische Raum- und Commoning-Praktiken, Stadt- und Datenüberwachungsmethoden, Architekturtechnologie, Kartierungssysteme, wörtliches und kinematografisches Geschichtenerzählen sowie hinterfragende Darstellungstechniken sind Kernkomponenten. Derzeit ist er Forscher im Topologischen Atlas-Projekt der TU Delft und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Bauhaus-Universität Weimar. Er war stellvertretender Kurator der Vardiya-Ausstellung im Pavillon der Türkei auf der Architekturbiennale von Venedig im Jahr 2018. Yelta Köm schreibt Artikel für Zeitungen, Zeitschriften und Bücher, von der akademischen über die wissenschaftliche bis hin zur Populärkultur. Er ist außerdem Mitglied des Arazi-Kollektivs, das sich auf die südöstliche Region der Türkei konzentriert, und entwarf das Ausstellungsdesign von Füsun Onurs Once Upon a time… im Pavillon der Türkei während der 59. Biennale von Venedig.

Hakan Silahsızoğlu & Muckemacher (Verena Roth & Florian Erlbeck)

Hakan Silahsızoğlu absolvierte seine Schauspielausbildung an der Bristol Old Vic Theatre School in England. Er arbeitete am Talimhane Theater als Schauspieler sowie als Produzent und Koordinator in nationalen und internationalen Projekten, darunter auch EU-Projekten. Zwischen 2012 und 2018 war er Mitglied der Jury der Yapi Kredi Afife Jale Theatre Awards in Istanbul. Von 2016 bis 2018 war Silahsızoğlu Global Fellow der International Society of Performing Arts (ISPA). Er ist Mitglied des Auswahlkomitees und Vorstands von International Performing Arts for Youth (IPAY), dem weltweit renommiertesten Kongress für darstellende Kunst für Kinder, und Vorstandsmitglied der Theatergenossenschaft und des Internationalen Theaterverbandes für Kinder und Jugendliche (Assitej) in der Türkei. Hakan Silahsızoğlu ist Gründer und Leiter des Atta Festivals, des einzigen internationalen Kunstfestivals der Türkei für Babys und Kinder. Zudem ist er Leiter der Kindertheaterabteilung am Watermans Arts Centre, Londons führendem Kulturzentrum.

Muckemacher (Verena Roth & Florian Erlbeck) leben und arbeiten in Berlin. Die beiden Komponist*innen, Musiker*innen und Produzent*innen sind seit den 1990ern in der Musikszene mit zahlreichen Studioalben, Produktionen und Konzerttourneen aktiv, bis 2006 als Mitglieder der Band Les Babacools (München). Verena Roth ist Sängerin und Pianistin, Florian Erlbeck hat in München Jazz (Tenorsaxophon) studiert und komponiert Filmmusik. Seit 2012 produzieren sie als Muckemacher in ihrem Studio Musik und Videoclips für Kinder mit ihrer ganz eigenen Sound- und Bildästhetik. Thematisch sehen sie sich vor allem dort, wo Kinder gestärkt werden müssen. In verschiedenen Besetzungen haben sie zahlreiche Konzerte u.a. in der Elbphilharmonie (Hamburg) gespielt. Durch Kooperationen mit dem Goethe Institut Mailand, Istanbul und Sofia haben sie im europäischen Ausland Konzerte und Projekte umgesetzt. Musik und Texte werden im Musikunterricht und von Deutschlernenden im In- und Ausland verwendet.