Samir Odeh-Tamimi | Mai-August 2019
Samir Odeh-Tamimi hat eine ganz eigene Musiksprache entwickelt, die in seiner Auseinandersetzung mit westeuropäischer Avantgarde und arabischer Musikpraxis verankert ist. Begeistert von sowohl der europäischen Klassik als auch der Ästhetik der Neuen Musik kam der palästinensisch-israelische Komponist im Alter von 22 Jahren nach Deutschland und studierte Musikwissenschaft und Komposition. Neben der Beschäftigung mit kompositorischen Vorbildern wie Giacinto Scelsi und Iannis Xenakis fand er in dieser Zeit auch zu einer Auseinandersetzung mit der Musikkultur seines Herkunftslandes zurück.
Inzwischen sind Samir Odeh-Tamimis Kompositionen bei renommierten Festivals zu hören, und er erhielt Kompositionsaufträge unter anderem vom Deutschlandfunk, dem Saarländischen Rundfunk, den Donaueschinger Musiktagen, dem Europäischen Zentrum der Künste Hellerau, dem WDR und dem Bayerischen Rundfunk/musica viva. Beim Brüsseler Klarafestival 2016 erklang L’Apokalypse Arabe I, ein auf Texten der libanesischen Dichterin Etel Adnan basierendes Werk, eingebettet zwischen die beiden Teile einer inszenierten Version der Johannes-Passion von Bach unter der Regie von Pierre Audi. Für das Festival d’Aix-en-Provence arbeitet Samir Odeh-Tamimi derzeit an einer Weiterentwicklung des Werkes zu einem abendfüllenden Musiktheater, das 2021 zur Uraufführung kommen wird.
Samir Odeh-Tamimi ist seit 2016 Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und erhielt im gleichen Jahr den Musikautorenpreis der GEMA. Er war von Mai bis August 2019 Stipendiat der Kulturakademie Tarabya.