Studio Bosporus Graphic

Studio
Bosporus

Studio Bosporus

Studio Bosporus

3.9.-31.10.2021

Berlin

Kunstraum Kreuzberg/Bethanien

03.09. –
31.10.

Ausstellung

Tarabya liegt am Wasser, genauer am Bosporus. Der Bosporus verbindet Europa und Asien, das Schwarze Meer mit dem Marmarameer. Tarabya war und ist ein Geschenk: 1880 hat Sultan Abdülhamid II., letztes osmanisches Oberhaupt, Kaiser Wilhelm die 18 Hektar große Parkanlage vermacht, worauf 1887 der deutsche Botschafter die Sommerresidenz bezog. Tarabya, erst Pharmazia, dann Therapia genannt, wird nicht nur von Seiten der Stipendiat:innen der 2011 gegründeten Kulturakademie als quasi-therapeutischer Aufenthaltsort genutzt, sondern ist vielmehr durch seine verwobene Geschichte Patient seiner selbst. Das Sprichwort „su gibi git / su gibi gel – geh wie Wasser / komm wie Wasser“ ist zur Blaupause für das Festival anlässlich des zehnjährigen Jubiläums der Kulturakademie geworden. Es beschreibt ein Ritual und einen Zustand zugleich. Der vorislamische Brauch wird bis zum heutigen Tag praktiziert und begleitet den Moment zwischen Aufbruch und Ankunft, dem Sein im Fluss. Auf Einladung der Kurator:innen hat der Stipendiat Viron Erol Vert den Dualismus vom Kommen und Gehen für die Gestaltung eines Raumes gewählt, der Einblick in das interdisziplinäre Schaffen der 106 Stipendiat:innen der letzten zehn Jahren gibt.
 
Die Ausstellung „Studio Bosporus“ erzählt von Tarabya, seinem Einfluss, davon was es bedeutet zu Gast zu sein, wie das hermetische dieses Ortes zum Netzwerk wird und in die Stadt hineinwirkt: eintauchen, auftauchen, abtauchen – in die komplexen Welten des deutsch-türkischen kulturpolitischen Knotenpunkts in Istanbul. Die künstlerischen Auseinandersetzungen der über 100 Stipendiat:innen, die seit 2011 zu Gast waren, zeugen von den historischen Verbindungslinien zwischen dem Osmanischen und Deutschen Reich, dem Zerfall mit Beginn des Ersten Weltkrieges in Nationalstaaten und den daraus resultierenden Konflikten. „Studio Bosporus“ präsentiert Arbeiten, die in der Zeit ihres Stipendiums entstanden sind und berichtet damit von einem Ort, der für künstlerische Freiheit steht. Gleichzeitig zeigt die Ausstellung auch Arbeiten, die zu anderen Zeitpunkten entstanden sind und von unterschiedlichsten Formen der Migration berichten. Davon, welche Konsequenzen das sogenannte Anwerbeabkommen, geschlossen am 30. Oktober 1961 zwischen dem Auswärtigen Amt in Bonn und der türkischen Botschaft in Deutschland, bis zum heutigen Tag mit sich bringt. Davon, wie das ökonomisches Zugpferd Istanbul, geprägt durch neoliberale stadtplanerische Projekte der letzten 20 Jahre, zu ökologischer und gesellschaftlicher Verdrängung führen. Von normierenden und unterdrückenden Körperpolitiken, Aneignung und Widerstand, Protesten und psychogeographischen Entdeckungen.
 
Beitiligte Künstler:innen der Ausstellung
Nevin Aladağ, Patrizia Bach, Mehtap Baydu, Shulamit Bruckstein Coruh, Isaac Chong Wai, Silvina Der-Meguerditchian, Nezaket Ekici, Stefan Endewardt, Annika Eriksson, Esra Ersen, Theo Eshetu, Adrian Figueroa, Isabella Gerstner, Manaf Halbouni, Christian Jankowski, Franziska Klotz, Ola Kolehmainen, Philipp Lachenmann, Andréas Lang, Julia Lazarus, Mona Mahall & Aslı Serbest, Hakan Savaş Mican, Funda Özgünaydın, Jim Rakete, Moritz Rinke, Jan Ralske, Berthold Reiß & Lilian Robl, Eva Stotz, Youssef Tabti, Sencer Vardarman, Mariana Vassileva, Viron Erol Vert, Zora Volantes uvm
 
Die Ausstellung wurde kuratiert von Stéphane Bauer (Leiter des Kunstraums Kreuzberg/Bethanien), Pia Entenmann (Kuratorische Leitung der Kulturakademie, Goethe-Institut Istanbul), Çağla İlk (Direktorin der Kunsthalle Baden-Baden) und Susanne Weiß (Kuratorin, Ko-Leiterin ifa-Galerie Berlin und Tarabya-Alumna)
   
Die Arbeiten der Ausstellung finden Sie hier