Der Begriff „postmigrantisches Theater“ existiert noch nicht so lange, wie es scheinen mag. Was er bezeichnet, hat jedoch eine lange Tradition, insbesondere in Berlin, aber auch in vielen anderen Städten: die selbstbewusste spielerische Entwicklung einer Theatersprache, die die Erfahrung von Migrationsgeschichte doppelt beleuchtet – im Sinne von Bewahren, Zeigen und Mitnehmen, und im Sinne einer Selbstbefreiung aus Zuschreibungen und Stereotypen. Tiyatrom, Ballhaus Naunynstraße – das sind nur zwei von vielen Gesichtern des postmigrantischen Theaters in Berlin, zwei Konzepte, die verwandt, aber auch sehr verschieden sind. Mit dem Dramaturgen Tuncay Kulaoğlu und dem Tiyatrom-Gründer Mürtüz Yolcu diskutieren zwei wichtige Protagonisten des postmigrantischen Theaters die Frage, wie sich dessen Narrative in der Gegenwart behaupten.